Heute esse ich einfach mal nichts. So wie jeden Montag. Wie genau und warum ich das mache? Das erfährst du hier.
Ich hatte mal einen Mitarbeiter und der wiederum hatte einen Hund. Ein grosses stattliches Rottweiler-Weibchen, also eine gute Portion grösser als der Kollege auf dem Bild oben. Doch war der weder übergewichtig noch hatte er sonst eine Diät nötig. Es sei aber für Hunde förderlich, wenn Sie jeweils einen Tag die Woche nichts zu essen kriegten. Irgendwas von freier Wildbahn, artgerecht oder so ähnlich. So hat er sich das zu Herzen genommen und gemeint: OK, lass uns das probieren.
Doch einen Hund hungern zu lassen, ist gar nicht so einfach. Nur schon unsere Katzen können ganz schön nervig werden, wenn auf ihrem internen Kalender «Essen» aufpoppt. Bei Hunden ists nicht minder schwierig. Der Kollege brachte es schlicht nicht übers Herz, selbst etwas zu Essen und den Hund dabei hungern zu lassen. So hat er sich dazu entschlossen: OK, dann essen wir halt beide nichts.
Und so kam es, dass die beiden fortan immer Freitags nichts gegessen haben – keinen Krümel, den ganzen Tag. Zuerst aus Solidarität, dann hat er gemerkt, dass es ihm selbst irgendwie gut tut.
Nun, was soll gut daran sein, nichts zu essen?
Die Praxis des Fastens ist in vielen Kulturen schon seit Jahrtausenden praktiziert und überliefert. Die einen suchen nach spirituellem Wachstum, üben sich in Selbstkasteiung oder dem bewussten Verzicht. So ganz nebenher soll es auch sehr gesund sein und findet in der Therapie allerlei Krankheitsbilder eine praktische medizinische Anwendung. Was genau passiert zeigen nicht nur ein paar Youtube-Dokus (ganz unten) sondern auch ein Nobelpreis für Physiologie und Medizin.
Ein Prozess, der nach einer Weile ohne fester Nahrung bzw. Nährstoffe eintritt, nennt sich Autophagozytose oder Autophagie (von altgriechisch αὐτόφαγος autóphagos „sich selbst verzehrend“ und κύτος kýtos „Höhlung, Raum“). Will heissen: wenn der Körper nichts zu Essen kriegt, dann frisst er sich halt selbst. Klar, schliesslich gibt es ja vielleicht da und dort noch ein Fettpölsterchen aber um die geht es hierbei nicht. Bei der Autophagie räumen bestimmte Zellen mal so richtig auf und entledigen sich allerlei Müll – auch innerhalb der eigenen Zelle.
Wann hattest du das letzte mal länger als 14 Stunden nichts gegessen?
Ja, um die 14 Stunden soll es dauern, bis die Autophagie zündet und sobald du wieder etwas isst, bzw. dein Fasten mit Essen oder Zuckerwasser brichst – tja – dann ist gleich wieder vorbei mit der grossen Putzaktion. Zu diesen 14 Stunden zählen zum Glück auch die Zeit, die du schläfst. So kann es gut sein, wenn du um 20 Uhr zuletzt was festes einnimmst und du erst wieder zu am nächsten Tag zu Mittag isst, du ein paar Stunden genügend im Defizit warst.
Intervallfasten, Keto, alles schon probiert
Da ich selbst mit einer Auto-Immunkrankheit lebe, habe ich mich auch schon ein wenig mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt und verschiedenes probiert. Dazu gehört Intervallfasten, also ein täglich reduziertes Nahrungsfenster von z.B. 8 oder nur 6 Stunden. Empfohlen wurde mir ein gutes Frühstück und Mittagessen und dann nix mehr für den Rest des Tages.
Aber tatsächlich schlau sei das «Teilzeithungern» auch nicht, vor allem in Verbindung mit intensivem Sport bzw. Trainings sei es nicht zu empfehlen – für Frauen noch weniger. Aber warum genau, kann dir nur ein Ernährungsexperty wie Jürg oder jemand aus seinem Team erklären.
Auch einen Ausflug in die Ketose habe ich gewagt. Gepurzelt sind nicht nur die Kilos. Ich fühlte mich ganz OK, aber irgendwann ging es mir wortwörtlich auf den Geist.
Warum so extreeem?
Nachdem ich die Extreme ausgereizt hatte und auch schon mal die eine oder andere Saftwoche hinter mich brachte, wollte ich einen gesunden, machbaren Mittelweg einschlagen. Den habe ich damit gefunden, dass ich einfach Montags nichts mehr esse. Ich gönn’ mir also Sonntagabend zuletzt was starte erst am Dienstag morgen wieder mit einem Smoothie. Gar nicht so extrem eigentlich.
Es ist gaaar nicht so schlimm!
«Aber warum tust du dir das nur an? Und dann erst noch Montags?» Ja, Menschen, die den Hang haben, «Hangry» zu werden, will das überhaupt nicht in den Kopf. Denen und allen anderen ist gesagt: Es ist gaaar nicht so schlimm, einen Tag mal nichts zu essen. Es macht sogar Spass, wenn man es richtig angeht. Das gilt übrigens nicht für Schwangere und Menschen, die sonst mit ihrer Ernährung hadern.
Das Phänomen, dass du als «Hangry» (angry und/weil hungrig) kennst, ist schnell erklärt. Der Blutzuckerspiegel ist im Keller, du hast keine Energie und dein Körper beginnt Adrenalin und Cortisol, Stresshormone auszuschütten. An sich nichts schlechtes, denn die machen dich parat für die «Jagd». Genau so fühlst du dich dann, wenn du hungrig bist Sensibel und auf Strom, eine explosive Kombination.
Ich für meinen Teil habe gemerkt, dass ich auch ohne Essen – oder eben genau darum – recht in Fahrt komme. Ich werde wacher, beinahe ein wenig hibbelig, ich bin kein bisschen hungrig, rastlos aber voll Energie. Auch die Ideen sprühen oder haben eine andere Färbung. So ist auch dieser Artikel entstanden. Und wenn ich einmal einen Hänger habe, ein kleiner Appetit aufkommt, weiss ich, dass ich schon am Tag danach bereits wieder zulangen kann.
Ein kleiner Sicherheitshinweis
Wie bereits angedeutet, eignet sich fasten nicht für alle. Schwangere sollen es dringend sein lassen, so sei tägliches Intervallfasten generell nicht mit dem weiblichen Hormonhaushalt vereinbar. Auch ist es kein Mittel oder Form von Diät, die sich eignet, schlank und rank zu bleiben. Wenn du deine Ernährung anpasst, weil du einem Schönheitsideal entsprechen möchtest, dich das Thema Essen und Ernährung stresst, dann lass es sein. Hierzu gibt es echte Profis wie Ernährungsberater, von denen ich dir die eine oder andere empfehlen kann. Es geht darum, gesund zu bleiben, wohldosiert etwas gutes für den Körper und Geist zu tun.
Und zu guter letzt: versuche dich und dein Umfeld zu schonen, wenn du fastest. Denn es könnte sein, dass du nicht du bist, wenn du hungrig bist 😉 .
https://www.youtube.com/watch?v=b2vTgpSMYH4https://www.youtube.com/watch?v=gcyYYKQQA4Y
Photo by Charles Deluvio on Unsplash